Hohe Mortalitätsraten bei heimischen Bäumen

Klimawandel, Monokulturen und Holzwirtschaft verändern den deutschen Wald. In einem Interview mit der „WELT AM SONNTAG“ (02/09/23) äußert sich der Forstbotaniker Bernhard Schuldt zum Einfluss des Klimawandels auf deutsche Wälder und zukünftigen Herausforderungen für die Forstwissenschaft.

Nach Einschätzung des Forstbotanikers wird aufgrund des Klimawandels die Fichte langfristig aus deutschen Wäldern verschwinden, aber auch andere heimische Baumarten wie die Buche und Kiefer seien betroffen.

Grund für seine Einschätzung sind extreme Sommertrockenperioden wie beispielsweise in den Jahren 2018/19, die hohe Mortalitätsraten insbesondere bei Buchen verursacht hatten. Für viele eine überraschende Erkenntnis, denn Buchen wurden teils Fichtenmonokulturen beigemischt, um sie klimastabiler zu machen. Zwei Baumarten, die wie sich jetzt herausstellt, die höchsten Mortalitätsraten aufweisen.

Diese Erkenntnis macht deutlich, dass historisches Wissen über heimische Baumarten bezüglich ihrer Toleranz gegenüber Trockenheit und Hitze nicht mehr anwendbar ist, da die jüngsten extrem Wetterbedingungen in unseren Breitengraden neu sind.

Liegt die Zukunft der Wälder also in nicht heimischen Baumarten? Dazu müsse laut Schuld zuerst die politische Entscheidungen getroffen werden, welche Funktionen der deutsche Wald zukünftig erfüllen soll: CO2-Senke oder Wirtschaftswald. Darüber hinaus betont Schuld, dass Deutschland grundsätzlich offen für nicht heimische Baumarten wie die Libanon-Zeder oder Douglasie sein sollte. Allerdings gelte es zuerst das Potenzial der heimischen Baumarten auszuschöpfen, insbesondere von selten gepflanzten Arten, deren Trockentoleranz bislang nicht ausreichend erforscht ist.

Grundsätzlich sei Diversifizierung das Mittel der Wahl, um möglichst ein geringes Risiko und ein höchstmögliche Resilienz der zukünftigen Wälder zu erlangen.

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